Revitalisierung von zwei Wohnhochhäusern in Basel – Wie geht man eine Sanierung an?

Bei diesem besonderen Projekt geht es um mehr als eine Sanierung, vielmehr um eine Ertüchtigung/Revitalisierung des Bestands und dessen Erhalt, bzw. das Fitmachen für die Zukunft.
Die zwei Hochhäuser wurden 1961 errichtet und sind eine beliebte Wohnadresse. Die beiden Türme sind in Basel weithin sichtbar und sind eine Art Landmarke der Stadt. Seit dem Bau haben sie verschiedene Sanierungsstufen hinter sich, 1986 wurde die Fassade saniert. Wie geht man an so eine Aufgabe heran und wie entwickelt sich der geplante Weg während der Arbeiten?

Hallo Markus,
vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, uns von Deinem laufenden Projekt zu berichten.

Du bist als planender Architekt für das Projekt und insbesondere für die Fassade zuständig. Anders als beim Neubau gibt es hier schon eine Struktur und ein Fassadenbild. Wie geht man so eine Sanierung an?
Das originale Fassadenbild ist im Zuge einer Fassadensanierung in den 1980er Jahren grösstenteils verloren gegangen. Anhand historischer Fotoaufnahmen und Originalpläne haben wir uns in der Neuplanung der Fassade wieder stark an der originalen Architektur der Architekten Fritz Rickenbacher und Walter Baumann orientiert. Nicht, ohne behutsam Änderungen vorzunehmen: Bestehende Loggien wurden teilweise geschlossen, fassadenbündige Balkone teilweise durch auskragende Fertigteilbalkone ersetzt. Der Planungsprozess wurde in allen Phasen eng mit der Stadtbildkommission von Basel begleitet und abgestimmt.
Die Herangehensweise erforderte dabei ein hohes Mass an Fingerspitzengefühl: Materialität und Farbkonzept – bis hin zu den genauen Positionen der Plattenfugen – haben wir mit grösster Sorgfalt geplant.

Der Sanierung ist also eine lange und intensive Planungszeit vorausgegangen. Was ist das Ziel der Sanierung?
Das vorgegebene Ziel ist eine qualitätvolle Sanierung mit einem angestrebten Sanierungszyklus von mindestens 30 Jahren. Alle modernen baulichen und technischen Anforderungen an ein Hochhaus – wie die Einhaltung des Wärme- und Brandschutzes – stehen ganz im Zentrum der Planung. Auch die Erdbebensicherheit und eine umfassende Schadstoffsanierung waren zu berücksichtigen. Des Weiteren haben wir normative Regularien wie z.B. die barrierefreie Erschliessung des Gebäudes, oder notwendige Brüstungshöhen im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten eingehalten.
Last but not least mussten wir einige statische Mängel im Bestand beheben: Bewehrungslagen wurden ursprünglich teilweise falsch gelegt, Kernbohrungen wurden während vorangegangener Sanierungen an statisch kritischen Positionen gesetzt.

Wie schwer ist es unter den heutigen Anforderungen, die ursprüngliche Qualität des Fassadenbilds wieder herzustellen?
Die Fassade ist geprägt durch durchlaufende Faserbetonbänder, die in einer Splitlevel-Konstruktion voneinander abgesetzt sind und ein elegantes Zusammenspiel erzeugen.
Für uns war es eine grosse planerische Herausforderung, die verschiedenen Fassadensysteme wie Kompakt- und hinterlüftete Fassade an die Bänderbalkonbrüstungen anzuschliessen und einheitliche Fassadenfluchten zu erzeugen. Beispielsweise müssen wir bestehende Balkone über ein System von Stahlklammern erweitern, um die Fassadenbänder in die gleiche Flucht auszurichten.
Die hohe Fassadenlast mit auskragenden Faserbetonelementen und den erhöhten Dämmstärken werden zudem an einem filigranen Bestandsrohbau befestigt. Um die Lasten sicher abzutragen, haben wir diverse statische Ertüchtigungen am Rohbau vornehmen müssen. Unser Ziel war es stets, sichtbare statische Eingriffe wie z.B. den Einsatz von Fassadenstützen zu minimieren und so die Leichtigkeit der originalen Architektur beizubehalten. Insofern waren die Abstimmungen mit den Bauingenieuren von Gruner AG von zentraler Bedeutung für die erfolgreiche Planung.

Nicht nur das äussere Erscheinungsbild wird erneuert, auch im Innern gibt es einige Anpassungen.
Auch im Inneren müssen wir diverse technische Ertüchtigungen vornehmen: Allein die hohen Anforderungen an den Brandschutz haben diverse Umstellungen zur Folge, beispielsweise die Ergänzung einer aufwändigen Rauchschutz-Druckanlage für das Fluchttreppenhaus. Zusätzliche Stahlbetonwände müssen zur Erdbebenertüchtigung eingezogen werden. Der Schallschutz der Wohnungen wird optimiert.
Die Grundrisse haben wir behutsam, aber hochwertig modernisiert: Zugänge wurden barrierefrei hergestellt, alle Wohnungen verfügen in Zukunft über einen Wohn- und Essbereich mit offenen Küchen.

Was war unsere Rolle bei der Planung? Welche externen Planer und Firmen waren, bzw. sind beteiligt und wie läuft die Zusammenarbeit?
Wir agieren in dem Projekt mit unserem Team aus Fachplanern und Gutachtern als Generalplaner und haben das Projekt vom Entwurf bis zur Erstellung der Ausführungsplanung begleitet. Zudem übernehmen wir die gestalterische Leitung. Sämtliche Ausführungsleistungen werden von dem Totalunternehmer Implenia ausgeführt. Die Zusammenarbeit mit dem TU verläuft eng, offen und lösungsorientiert. Im Weiteren wird das Projekt von externen Fassadenplanern und -Experten begleitet, die die hohe Qualität der Planung sicherstellen.

Mehr zum Projekt finden Sie auf unserer Projekt-Seite.

 

Vielen Dank, Markus, für diese spannenden Einblicke. Nun noch etwas Allgemeines: Was ist aus Deiner Sicht das Besondere an/bei Bräunlin Kolb · Schälicke?
Schnelle Entscheidungswege, offene Kommunikation und flache Hierarchien.

Mit welchen drei Worten würdest Du Bräunlin · Kolb · Schälicke beschreiben?
__Professionalität
__Kollegialität
__Teamgeist

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